Freitag, 19. September 2008

Mobbing, Opfer, Täter und Strafen

Gestern kam das Thema Mobbing und Strafen auf.

Mobbing geht häufig über banales Ärgern und Schubsen hinaus – besonders die Spätfolgen von extrem gemobbten Opfern sind eine ernste Sache.

Soziale Phobien, Posttraumatische Beslastungsstörungen, Borderline, Depressionen.

Die Täter haben, wenn überhaupt, im Nachhinein ein schlechtes Gewissen. Oder auch nicht. Die Opfer hingegen müssen über Jahre damit kämpfen.

Nun, als Kind habe ich mich viel zu sehr geschämt und war doch irgendwie der Meinung dass es meine Schuld ist. Reden können hätte ich da mit niemandem drüber, also wurde auch nichts unternommen.

Wobei mir damals irgendwo schon bewusst war, dass ich am Ende die wäre die sich Rechtfertigen müsste.

Ähnlich lief es bei meinem Bruder. Ich glaube das muss in der 8. Klasse gewesen sein, als er mehrfach blutend nachhause kam. Er hat das immer wieder herunter gespielt, hat sich wohl auch ein Stückweit geschämt.

Meine Mutter rief dann seinen Klassenlehrer an und schilderte das Problem. Dieser sagte dass mit dem betreffendem Jungen häufiger Probleme auftreten würde, er es Zuhause nicht leicht hätte und Rangeleien im allgemeinen nichts ungewöhnliches bei Jungen seien.

Eine zeitlang ging es dann wohl auch gut, vermutlich lief ein Gespräch zwischen Lehrer und Täter.

Aber kurz darauf wurde meinem Bruder ein Zahn ausgeschlagen und er weigerte sich unter Tränen weiter zur Schule zu gehen.

Meine Mutter rief erneut in der Schule an und bat den Schulleiter doch etwas zu unternehmen – mittlerweile war auch klar dass nicht nur mein Bruder von diesem Jungen misshandelt wurde.

Lehrer und Schulleiter drucksten herum, versprachen eine Konferenz einzuberufen und über das Problem zu beraten.

Und was passierte? Naa?

Genau. Nichts.

Es wäre nicht zu verantworten den Jungen, der es ja schwer Zuhause hat, nun von der Schule auszuschließen oder andere Disziplinarmaßnahmen zu ergreifen. Das würde ihn nur noch mehr aus der Bahn werfen.

Heute kann ich darüber nur noch den Kopf schütteln. Über die Schule, über meine Eltern. Wobei ich nicht genau sagen kann ob ich meinen Eltern eine Schuld anrechnen kann. Wieso haben sie diesen Menschen nicht angezeigt? Ich glaube sie waren selber überfordert und fassungslos und wussten nicht was zu tun, als die Schule nichts unternahm.

Und die Schule, der Lehrer? Ich würde es ganz klar als unterlassene Hilfeleistung sehen. Die Probleme waren ja offensichtlich und niemand hat meinem Bruder aktiv geholfen.

Es kann echt nicht angehen, dass man sieht wie ein Mensch gequält wird und das dann auch noch zugelassen wird. Ein Opfer im Kindesalter. Ein Lehrer mit Aufsichtspflicht.

Und dann der Täter. Der hatte ja anscheinend auch immense Probleme mit sich und seiner Umwelt – wieso bietet da niemand Hilfe an? Fühlt sich niemand verantwortlich?

Wer seine Täter heute anzeigen möchte, hat wohl schlechte Karten. Die Tatbestände des Mobbings haben Verjährungsfristen von 3-5 Jahren, was es mir z.B. unmöglich macht noch jemanden zur Rechenschaft zu ziehen.

Und so wird es wohl bei den meisten sein. Das Bewusstsein, dass dort etwas unrechtes geschehen ist und welche Folgen das nach sich zieht, kommt häufig erst zur Volljährigkeit – wenn nicht sogar noch später. Und dann wird die eigentliche Tat in den meisten Fällen schon länger zurück liegen.

Ich wüsste auch nicht wie man das bestrafen könnte. (Leider) sind die Täter meistens noch im Kindesalter, vielleicht noch nicht einmal strafmündig. Wie kann man einen Erwachsenen für etwas bestrafen, was er als Kind getan hat? Und wie? Schmerzensgeld, Freiheitsstrafen?

Aber wie auch immer. Wenn ich mir die psychischen Folgen der Opfer ansehe, bin ich ganz klar für harte Strafen.

Hier habe ich übrigens ein nettes Blog über Mobbing in der Schule gefunden. Ich finde die Thematik sehr interessant - und auch irgendwo themenverwand - so dass ich ihn mal mit in mein Blogroll aufnehme.

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