Freitag, 19. September 2008

Problemkind vs Soziale Phobie III

Ich habe ja gerade erst im allgemeinen über Mobbing geschrieben, was mich dann wieder zum Nachdenken veranlasst hat.

Zu Beginn der 7. Klasse habe ich aufs Gymnasium gewechselt. Ich war da schon sehr in meiner Sozphobie gefangen und hatte elendig lang Ärger mit meinen Eltern.

Ich hatte auch gerade meinen Freund, den ich hier schon mal erwähnt habe, kennengelernt.

In der neuen Schule kannte ich niemanden und war ziemlich verloren. Verwirrt durch viele andere Dinge in meinem Privatleben und ängstlich dem was da kommen würde gegenüber.

Schon nach den ersten Tagen bildeten sich Grüppchen – normal. Ich hatte mich allerdings noch nicht richtig entschieden zu wem ich „gehören“ wollte.

Und dann passierte etwas, was ich mir heute noch nicht erklären kann. Obwohl wir uns alle noch gar nicht recht kannten, fingen die einen an gegen die anderen zu hetzen. Auf die übelste und gemeinste Weise. Geschreie und Gekloppe in den Pausen, Gemeinheiten und Sticheleien im Unterricht.

Ich stand da irgendwo immer zwischen – wie gesagt, ich hatte mich noch nicht entschieden wer mir am symphatischten und passendsten erschien.

Was es mir dann aber auch schwer bis unmöglich machte mich jemandem anzuschließen. Du hast doch vorhin mit xy geredet, magst du die etwa?? Und schon war ich unten durch.

Diese merkwürdige Gruppendynamik veränderte sich dann auch ganz schnell wieder ins Gegenteil – es war ein Zusammenhalt zwischen den einzelnen Parteien entstanden.

War es bis dahin noch einigermaßen erträglich für mich, fühlte ich mich dann vollkommen ausgeschlossen.

Ich habe meine Pausen zwar immer mit bestimmten Menschen verbracht, habe mich aber immer irgendwie als unliebsames Anhängsel gefühlt.

Ob das Einbildung oder Tatsache war, kann ich ehrlich nicht sagen.

Ich fing an bestimmte Schulstunden zu vermeiden, in denen ich wusste dass eine Gruppenarbeit gefragt war. Das fiel dann natürlich irgendwann auf und es begannen die Lästereien. Ich schwänzte ganze Tage, anfangs noch mit Segen der Eltern – mir ist schlecht, ich bin krank!

Nur zog das dann irgendwann natürlich auch nicht mehr und ich begann unentschuldigt zu fehlen. Ich hatte furchtbare Angst, dass mich ein Lehrer abfangen und mich darauf ansprechen könnte. Oder dass sie bei mir Zuhause anrufen könnten.

Ich bin nämlich täglich jeden morgen ganz normal aus dem Haus gegangen und habe mich dann mit furchtbaren Gewissensbissen rumgetrieben.

Das ging runde 2 Jahre, bis der ganz große Knall kam. Ich war sogut wie gar nicht mehr in der Schule und wenn ich mal da war, wurde ich auf grausamste Weise gemobbt.

Das schlimmste dadran war die Angst. Die Angst dass jemand meine Fehltritte entdecken könnte. Ich war schließlich Schuld – ich war zu blöde um mich in die Gemeinschaft zu integrieren, ich habe meine Eltern und Lehrer belogen, ich habe geschwänzt.

Ich bin nie auf die Idee gekommen, dass mein Tun nur eine natürliche Selbstschutzreaktion auf meine Umwelt war.

Ich war schwer depressiv, hatte einen gewalttätigen und kranken Freund und dachte ständig an Suizid. Mit 13 Jahren.

Nach einer sehr unschönen Szene in der Schule bin ich Zuhause heulend zusammengebrochen und habe Bruchstückhaft von diesem Martyrium erzählt.

Wie sollte es anders sein – meine Eltern gaben mir die Schuld, aber ich durfte die Schule wechseln. Nicht ohne Vorwürfe und Missachtung, aber ich war erstmal glücklich.

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